Die Corona-Pandemie stellt uns vor Herausforderungen, die wir bisher so nicht kannten. Ein Teil, der sehr oft vernachlässigt wird und dennoch extrem wichtig ist, sind Fortbildungen.  Fast alle Trainings und Fort- und Weiterbildungen laufen derzeit online oder zumindest hybrid ab. Hybrid bedeutet, dass ein Teil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie gewohnt vor Ort sind, der andere Teil konsumiert die Veranstaltung online vor dem Laptop, Computer, Tablet oder Smartphone.

Aus meiner Sicht hat das bisher nur selten beachtete Vorteile:

  • Wir können überall an Fortbildungen teilnehmen.
  • Wir stehen nicht mehr so oft im Stau, weil Meetings nicht die physische Anwesenheit erfordern und wir nicht mehr um 8:00 im Zentrum einer Stadt sein müssen.
  • Wir vergeuden nicht mehr so viel Zeit mit Wartereien am Flughafen. Wie oft sind wir früher für ein Meeting von wenigen Stunden in eine andere Stadt, manchmal auf einen anderen Kontinent geflogen.
  • Freizeit, körperliche Betätigung, Hausarbeit und andere Aufgaben können zwischendurch gemacht werden. Wir müssen nicht mehr bis Büroschluss warten, damit wir ins Fitnesscenter gehen können um dann auch hier auf eine Rushhour zu stoßen.
  • Es ist uns möglich an Weiterbildungen zwischendurch teilnehmen. Wir brauchen keine stundenlange Anreise mehr.
  • Weiterbildungen können kurz und prägnant abgehalten werden, eben, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer keine Anfahrtszeiten mehr haben.

 

Was ist die Eigenheit von Onlinevorträgen?

Das Publikum sieht Dich nicht wirklich und Du siehst das Publikum gar nicht. Die Gruppendynamik entsteht nicht von selbst. Du als Vortragender, als Vortragende musst dafür sorgen, dass sich eine Gruppendynamik entwickelt. Deine Zuhörer können noch leichter abspringen – und das machen sie auch.

 

Alles, was ich bisher gesagt habe, gilt noch immer und viel konkreter!

 

Die 7 Punkte, die du unbedingt beachten musst:

Verwende Emotionen

Oft habe ich das Gefühl, dass es bei wissenschaftlichen Vorträgen zum guten Ton gehört und man nur als kompetent gilt, wenn man möglichst eintönig und fade spricht. Öde und eintönige Ansprachen bleiben nur im Gedächtnis, wenn Deine Zuhörer selbst eine Emotion zum Thema haben.

Kind mit Bär in Wald

Nun ist genau das ein Glücksspiel. Im Normalfall, also bei einem Live – Vortrag weißt Du meistens viel zu wenig, ob und welche Emotionen Dein Publikum zu Deinem Thema hat. Online siehst Du das Auditorium nicht und hast nun nichteinmal mehr das Feedback aus den Gesichtern des Publikums.

Du musst selbst für Emotionen sorgen. Du musst dafür sorgen, dass Emotionen entstehen.

Das gelingt am besten durch Geschichten. Hol mit den Geschichten Dein Publikum dort ab, wo es gerade steht. Du als Arzt, Ärztin oder Pflegeperson kennst viele berührende Geschichten. Verarbeite diese Geschichte zu einer Metapher, die Du immer wieder während des Vortrages einbaust.

 

Gestalte Deine Folien einfach

Wenn Du mir schon einige Zeit folgst, weißt Du, dass ich ein Verfechter von einfachen Worten und klaren Bildern auf  Folien bin. Das gilt bei Vorträgen im Web noch mehr. Die Folien, die Dein Publikum auf dem Smartphone sieht sind klein. Hier komplette Tabellen auf eine Folie zu kopieren, oder mehr als 10 groß geschriebene Worte auf einer Folie zu haben ist einfach nur umsonst.

Hast Du den Unterschied bemerkt: Sonst spreche ich von maximal 25 Worten pro Folie. Das gilt bei reinen Livevorträgen. Bei Zoom-Meetings, MS-Team, Skype etc. muss die Botschaft noch mehr destilliert werden.

Wenn Zahlen aus bestimmten Forschungsergebnissen wichtig sind, dann nimm nur diese Zahlen und schicke im Anschluss einen Link zu den Forschungsergebnissen aus, oder stelle diesen Link in die Shownotes oder den Chat.

 

Arbeite langsam

In vielen Programmen haben wir die Möglichkeit einen Laserpointer zu verwenden, in allen können wir den Mauszeiger verwenden um auf den Folien etwas zu zeigen. Bedenke, dass nur Du die Bewegungen mit dem Ding in Echtzeit siehst. Alle anderen haben eine Zeitverzögerung. Sind die Bewegungen zu schnell, werden sie vom Programm einfach geschlucktslow down und am anderen Ende sieht man den roten Punkt oder den Pfeil gar nicht mehr.

Wenn Du jetzt fragst, wie langsam die Bewegungen sein sollen: SEEEEEHR langsam.

Das Herumgefuchtle mit dem Laserpionter bei Liveseminaren ist schon unangenehm und oft nicht erkenntlich, vor allem für Menschen mit Sehschwäche. In der Onlinewelt ist der Punkt des Laserpointers einfach weg.

Noch besser ist, dass Du Deine Folien so gestaltest, dass Du gleich gar keinen Laserpointer brauchst.

 

Sag Deinem Publikum was Du gerade machst

Manchmal ist es notwendig, dass Du z.B. von Power Point auf Fotos, Videos oder Excel wechselst. Rede mit, was Du gerade machst. Am Bildschirm sieht das Publikum nur jemanden der verdutzt in der Gegend herumschaut und den Anschein von Unsicherheit erweckt. Sprichst Du mit, dann werden Deine Blicke anders bewertet und eingeordnet und Du zeigst, dass Du genau weißt, was Du machst.

 

Lies Deinen Vortrag nicht herunter

Was Live ohnehin klar sein sollte, taucht in der Onlinewelt wieder vermehrt auf. Vorträge werden heruntergelesen. Ich habe den Verdacht, dass die Vortragenden denken, dass das nicht gesehen wird, weil man ja eh nicht im Bild ist, sondern nur die Folien.

Gesehen wird es nicht, es wird gefühlt. Bist Du kein professioneller Sprecher, Schauspieler, Redner etc. dann sprich frei. Profis haben jahrelang trainiert, dass das Gelesene so klingt, als wäre es frei. Werden Vorträge von Nichtprofis vorgelesen, schläft das Publikum ein.

 

Stelle Fragen und mache Abstimmungen

Es gibt viele Tools, mit denen Du Fragen und Abstimmungen in Deinen Vortrag einbauen kannst. Das hat den großen Vorteil, dass mehr bei dem Vortrag dran bleiben, weil sie ja bei den Fragen nicht „versagen“ wollen. Menschen sind auch bestrebt wahrgenommen zu werden. Mit diesen Tools verschaffst Du Deinem Publikum eine Stimme. Fühlen sie sich wahr- und ernstgenommen, kommst du sympathischer rüber (vergleiche dazu „Die 7 Sympathiefaktoren“ von Roman Braun).

 

Lass Seitenzahlen auf den Folien weg

Seitenzahlen verleiten Deine Zuhörer, zu überlegen, wie lange der Vortrag noch dauern wird. Hast Du dann auch noch stehen, wie viele Folien Du insgesamt hast, dann wird abgehakt. Ich meine damit z.B. 12/135. Wie geht es Dir, wenn Du das siehst? Es kommt zumindest die Frage in Dir auf: „Gehen sich 135 Folien in 15 Minuten überhaupt aus?“ Diese Frage überlegst Du Dir einige Zeit und hörst dem Vortrag in dieser Zeit gar nicht zu.

Seitenzahlen sind auch eine Einladung für Bewertungen. Bewertungen, die gar nichts mit Deinem Vortrag, Deiner Vortragsqualität und schon gar nichts mit dem Inhalt zu tun haben.

 

Was jetzt?

Diese 7 Punkte sind relativ leicht umsetzbar. Wenn Du Deinen nächsten Vortrag vorbereitest, wirst Du noch ein wenig länger brauchen, die nächsten Vorträge werden Dir dann schon leichter fallen.

 

Viel Spaß!

Wolfgang Scherleitner

 

An´s no: Den Podcast zu dem Thema findest Du ab 23.11.2020 hier.

 

No ans: Wenn Du Fragen hast, kontaktiere mich einfach!

 

Danke Pixabay für die Fotos!

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